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Nationalpark Torres del Paine

  • Autorenbild: Barbara Watzlawick
    Barbara Watzlawick
  • 15. Okt. 2022
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. Nov. 2022

5:45 klingelt der Wecker - nein, bei mir natürlich nicht. Hab noch Jetlag.

Rucksack hochgehoben- zu schwer! Bin ja kein amerikanischer Tourist, sondern komme aus Österreich (vom Flachland, aber weiß ja keiner). Alles raus, neu gepackt, den Koffer kann ich im Hotel lassen. Komm ja in 4 Tagen wieder.

Mein Transfer Fahrer hat mich zur Busstation gebracht. Mit dem Public Bus geht es 200km zum Haupteingang in den Nationalpark, stets begleitet von einem Regenbogen, so nah wie ich noch nie einen gesehen habe.

Am Eingang muss man seinen Impfnachweis zeigen und wird somit registriert. Danach geht es noch ein Stück weiter mit dem Bus bis zum Hotel, wo ich die erste Nacht verbringe.



Mirador Base Torres - Circulo Chileno: 19,4km, 7:27h, 1450 Hm

Mit Wasser und Sandwich im Daypack geht es im Regen und Wind los durch weite Steppenlandschaft, durch Wälder, über Geröll, immer bei Wind und Regen und den Torres im Nebel. Nach fast 4 Stunden dann stehen wir plötzlich am Ufer des blitzblanken Sees mit dem Gletscher am Ende. Der Wind lässt nach und die Torres kommen zum Vorschein. Mein Traum - einmal am Fuße der Torre zu stehen - ist in Erfüllung gegangen. Happy haben mein Guide und ich unser Sandwich gegessen, als er seine Thermoskanne auspackt und mich fragt, ob ich einen Kaffee will. Mein Glück ist perfekt.

Am Weg zurück hat es dann auch aufgerissen, die Sonne ist rausgekommen, am Weg haben wir noch ein Bier getrunken - allerdings war es wieder so windig, dass mir der Wind den Schaum weggeblasen hat. Letztlich haben wir nicht wie geplant 10 Stunden, sondern 7:27 gebraucht.

Nach einem Glas Pisco und einem Glas chilenischen Cabernet bin ich glücklich ins Bett gefallen und hab geschlafen wie ein Murmeltier.

Circulo Cuerno - Refugio Frances: 15,3km, 5:20, 1050Hm

Dieser Trail geht immer entlang des Sees. Obwohl artificial ist, geht er immer auf und ab, die Sinnhaftigkeit davon konnte ich leider nicht erkennen und mein Knie fand das gar nicht lustig. Aber die Umgebung mit dem Blick auf die Cuernos, den Hörnen mit den schwarzen Spitzen, war großartig. Am Meisten beeindruckt hat mich, als der Wind den See so aufgewühlt hat, dass er eine weiße Wolke vor sich hergetrieben hat, die einen Regenbogen reflektiert hat.

Refugio Frances

Jetzt lieg ich mit sieben anderen im Redugio in einem sogenannten Dom - einer Schutzhütte, in einem Stockbett. Ivan, mein Guide, hat Feuer im Holzofen gemacht. Der Regen prasselt auf die Plane der Hütte. Glücklich und hungrig warte ich auf‘s Abendessen.


Mirrador Frances: 4:02h, 650Hm

About last night: ich habe einen Schlafsack, in dem ich nur meinen Unterschlafsack rein geben muss, ein Kissen und Ivan hat mir ein Frotteehandtuch besorgt. Es gibt 2 Klos, 2 Duschen mit WARMEM Wasser, was in Chile nicht immer der Fall ist und einen Holzofen in der Mitte der Hütte. Alles ist trocken. Na dann. Also Ich hab auch den besten Schlafplatz - im Stockbett unten, am nächsten zum Ofen, also da wo es fein warm ist! Tja, wenn das nicht einen klitzekleinen Haken hätte! Ich muss alle 2h aufstehen und einen Scheit Holz nachlegen, damit das Feuer bis in der Früh nicht aus geht. Statt nächtlichem Netflix schauen, alle 2h SchwedenTV. Auf jeden Fall gesünder.

Als es heute morgen draußen heller gewesen ist, hab ich aus dem Fenster geschaut und meinen Augen nicht getraut: Schnee!

Das hat unsere Pläne etwas durchkreuzt. Statt bis ans Ende des Tales zum Mirrador britanico zu gehen, sind wir „nur“ bist zum Mirrador frances durch den Schnee gestapft. Das Highlight war - zumindest für Ivan- dass wir Rehe gesehen haben, die nur ein paar Meter neben uns seelenruhig gefressen haben. Er meint, das sieht man ganz selten, nur alle paar Jahre. Ich hätte lieber einen Puma gesehen. Sonst war so nebelig, dass man die umliegende Berge gar nicht sehen konnte und die Gletscherzunge war so verschneit, dass man sie nicht erkennen konnte. Deshalb haben wir umgedreht und haben mit vielen anderen, die im Refugio wegen des schlechten Wetters Unterschlupf gesucht haben, einen netten Nachmittag und Abend verbracht. Und wieder hab ich geschlafen, wie ein Murmeltier - das alle 3h Holz nachlegt. Aber dafür war’s am nächsten Morgen fein warm.

Refugio Frances - Paine Grande: 9km, 2:36h, 269Hm

Aufgewacht, strahlender Sonnenschein! Von hier bis Paine Grande, wo die Fähre zurück anlegt, ist es eine einfache Wanderung in netter Umgebung. Für mich aber sehr spektakulär, weil ich die Berge und Seen, an denen wir vorbei gelaufen sind, in ihrer vollen Farbenpracht sehen konnte.

Paine Grande - Mirador Glacier Gray: 12km, 3:15h, 453Hm

Weil wir früh dran waren, haben wir beschlossen, nach einer kurzen Pause und dem obligatorischen Sandwich, noch bis zum Mirrador Glacier Gray zu gehen. Ich war schon sehr traurig zu sehen, wie viel Eis da weniger ist als damals vor 30 Jahren, als ich schon mal hier war. Ich glaube, ich habe mir das nicht nur eingebildet. Ich hab das viel mächtiger in Erinnerung. Zum Glück hab ich hier kein Eisbrechen gehört. Aber während der 4 Tage immer wieder mal während wir entlang der Berghänge gegangen sind. Das klingt wie eine Lawinensprengung und meistens sieht man dann auch eine Schneewolke, die sich langsam auflöst. Voll beeindruckend.

Zurück im Paine Grande, das groß, gar nicht schön und gar nicht nett ist, mussten wir noch auf die Fähre warten. Die Überfahrt war noch wunderschön, die Sonne hat gescheint und wir hatten noch vom Wasser aus einen letzten Blick auf die Gletscherberge und die Cuernos.

Stolz, das gemacht zu haben, voll bepackt mit Eindrücken, Erlebnissen und Erkenntnissen, freue ich mich auf mein nächstes Abenteuer- in der Wüste.


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