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Marrakesch

  • Autorenbild: Barbara Watzlawick
    Barbara Watzlawick
  • 5. Apr. 2023
  • 4 Min. Lesezeit

traditionell - modern, aber vor allem laut und bunt



Nur drei Flugstunden von München eintauchen in den Orient. Vom Flughafen in die Stadt sind wir mit dem Taxi in Richtung unseres Hotels gebracht worden. Doch auf einmal Endstation. Wir werden von einem Schubkarrenfahrer für unser Gepäck zu Fuß weiter in unser Hotel gebracht. Die Gassen sind so eng, dass der Karren am Eselwagen nicht vorbei kommt. Überall stehen Männer in traditionellen Kaftans rum. Jugendliche düsen mit ihren Mofas rum, sodass man immer hintereinander entlang der Hausmauer gehen muss. Tradition trifft auf modern.

Wir wohnen in einem Riad in der Medina, dem Zentrum der Stadt. Von aussen ist alles zu. Nur kleine Fenster auf die Straßenseiten. Doch nach innen hin eröffnet sich ein wunderschöner, heller Innenhof mit einem kleinen Pool. Wir werden herzlich mit Minztee empfangen. Ganz hoch aufgegossen, denn je höher desto mehr Sympathie seinem Gegenüber.

Irgendwie erinnert mich alles ein bisschen an meine letzte Reise in Asien. Überall in den Souks werden Produkte aus ursprünglichem Handwerk oder Markenfakes (vom Lastwagen gefallen, sag ich immer) angepriesen.

An den Ständen gibt es Lebensmittel entweder in Fässern oder es liegen da halt mal ein paar Ziegenbeine auf einem Tuch. Die Hendl werden vor den Augen des Käufers geschlachtet; also echt frisch. Aber wer soll all das im Überschuss Produzierte denn kaufen?

Nach einem halben Tag im Zentrum der Stadt, wo wir das Gefühl von Orient aufgeschnappt haben und in die erste Touristenfalle gestolpert sind - wir haben eine gratis Führung durch eine Berberei bekommen, die letztlich in einem Laden geendet ist, wo man uns alle möglichen Lederwaren verkaufen wollte - haben wir beschlossen gleich am nächsten Tag einen Ausflug ins Atlasgebirge zu unternehmen.

Für mich war hier das Spannenste, dass wir einen sehr westlich orientierten Fahrer hatten, der uns ganz viel über das Land und die Leute aus seiner Sicht erzählt hat. Wir sind durch grüne Täler und über Bergpässe gefahren, haben eine Wanderung zu einem Wasserfall gemacht und haben mitten in the middle of nowhere bei einer Berberfamilie - man sagt jetzt Imazighen, was übersetzt freie Menschen heißt - Tajine und Couscous gegessen. Als Kontrast haben wir am darauf folgenden Tag von einem, in Marrakesch lebenden, Bekannten eine Stadtführung organisiert bekommen. Dieser Führer war ganz traditionell und hat uns auch über das Leben der Leute aus seiner Sicht erzählt. Ich denke, in der Mitte wird die Wahrheit liegen, was Frauen jetzt für Rechte haben und wo der König, die Steuern investiert.

Tatsache ist, dass die Straßen außerhalb der Stadt ganz toll ausgebaut sind und die Mobilfunkversorgung an allen Spots, selbst in der Wüste, gegeben war. Überall kann man mit Marokkanischen Dirhams oder Euros zahlen. Bei einigen Ständen in der Medina kann man auch mit Karte bezahlen. Tradition trifft auf modern.

Ein Ruhepol ist auf jeden Fall das Yves Saint Laurent Museum mit dem angrenzenden Garten. Danach kann man wieder gut in das Gewusel eintauchen und den Bahia Palast, El Badi Palace, Dar Si Said oder die Saadier-Gräber besichtigen.

Das für uns tollste Erlebnis war allerdings nicht die Stadt, sondern unser Ausflug in die Wüste. Wir haben einen zwei Tagetrip gebucht, sind mit dem Kleinbus auf über 2200m und auf der anderen Seite runter in ein weit offenes Tal, mit vielen, vielen grünen Flecken, sei es Palmenhaine mit 11 Millionen Palmen oder Olivenplantagen- wunderschön. Wir haben den ehemaligen Ort Ait-Ben-Haddou, die Kulisse zahlreicher Filme, besucht, sind mit dem Kamel zum Sonnenuntergang auf eine Düne geritten und haben in einem Berberzelt übernachtet. Dort haben wir nach dem Abendessen am Lagerfeuer gesessen und haben mit unseren Kamelführern getrommelt und getanzt. Am nächsten Tag auf dem Rückweg nach Marrakesch haben wir noch einen kurzen Stopp in Taourirt gemacht und nochmal die Kasbah gesehen.

Ein Abendessen noch auf dem großen Platz in mitten aller Touristen, mit dem Ruf des Muezzin am ersten Tag des Ramadan und einem sichelförmigen Mond, der wie ein lachender Mund unter dem Abendstern strahlt, bevor es wieder zurück in die westliche Welt geht.


Meine persönlichen Tipps:

Ein paar Tage Marrakesch sind genug, um eine Stadtführung zu machen und dieses unbeschreibliche Lebensgefühl aufzuschnappen. Von hier aus kann man ganz tolle Ausflüge machen und diverse Aktivitäten starten. Bei den Ausflügen in die Wüste würde ich den drei Tage Tripp nach Merzouga in den Süden empfehlen. Wenn man weniger Zeit hat, dann ein Mal im Agafay Wüsten Camp Sonnenuntergang und Abendessen genießen. Mit Quad fahren, Kamel reiten oder Ballon fahren, gibt es an Aktivitäten in der Umgebung viele Möglichkeiten. Ich buche sehr gerne über GetYourGuide weil man hier nicht so lange im Voraus buchen muss und somit spontan entscheiden kann, worauf man am nächsten Tag Lust hat.

Die beste Wechselstube ist im Hotel Ali, direkt am großen Platz oder dort im Durchgang ist gleich noch eine Wechselstube, die keine Kommission verlangt.

Essen kann ich jetzt nicht wirklich empfehlen. Wir haben fast immer Tajine und Couscous gegessen. (Lokale: siehe meine Google Maps Karte).

Ticket für das Yves Saint Laurent Museum rechtzeitig online buchen! Unbedingt auch den Garten dazu nehmen! Das Berbermuseum kann man, muss man aber nicht machen. Tour beginnt im Garten.

Sehr gut gefallen hat mir die Koranschule Medersa Ben Youssef - kann man einfach hingehen und Ticket lösen.

Und wenn ich nochmal nach Marokko fahren, dann möchte ich nach Essaquira am Meer.

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